Für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht

Unter diesem Titel veranstaltete das IRPB Feldkirch am 28.01.2020 einen Studiennachmittag gemeinsam mit Professor*innen und Dozierenden der Katholischen und Islamischen Religionspädagogik der Universität Innsbruck sowie dem Schulamt der Diözese Feldkirch. Im Zentrum standen dabei einerseits Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Islamischer und Katholischer Religionspädagogik an der Universität Innsbruck, andererseits Fragen, die sich aus dem konkreten Schulalltag – insbesondere im Kontext des Religionsunterrichts – stellen.

„Wenn wir auf ideale Bedingungen gewartet hätten, weiß ich nicht, wo wir jetzt wären“, gab Martina Kraml in ihrem Rückblick auf die Entstehung des Innsbrucker Modells zu bedenken und machte damit zugleich Mut, auch mit unvollkommenen Rahmenbedingungen zu arbeiten und jene Schritte zu setzen, die im Augenblick möglich sind.

Mehmet Tuna erörterte die Potentiale und Problematiken der Zusammenarbeit in der Schule aus muslimischer Perspektive anhand von vier Stichworten: So machte er auf Präkonzepte, also Vorstellungen über die anderen aufmerksam, welche Zusammenarbeit erschweren können, sensibilisierte für informelle Strukturen und tradierte Konzepte im Schulalltag, die meist noch aus einer Zeit stammen, in der Pluralität kein zentrales Thema war. Weiters stellte er die Frage nach der aktiven und sichtbaren Teilhabe und erläuterte die in vielen Bereichen nach wie vor gegebene Asymmetrie.

Maria Juen schließlich beschrieb Möglichkeiten kooperativen Unterrichts auf dem Hintergrund der Innsbrucker Erfahrungen. Besonders betonte sie dabei die Bedeutung des Teamteaching. Dieses ist aus der Innsbrucker Erfahrung deshalb so wichtig, weil es eine andere Qualität ermöglicht: Repräsentanz der Religionen in der Leitung etwa verändert und vertieft das Lernen.

Eine zentrale Einsicht aus dem Studiennachmittag: es braucht einen „dritten Raum“, wo sich die Angehörigen der verschiedenen Religionen treffen können – einen Raum, der nicht einseitig machtbesetzt ist. Und Religionslehrer*innen brauchen strukturelle Unterstützung durch die jeweilige Dienstaufsicht ebenso wie durch gezielte Fort- und Weiterbildung, um tatsächlich zu einem guten und respektvollen Miteinander auf Augenhöhe zu kommen.     Petra Steinmair-Pösel