Wohin führt der Weg der katholischen Kirche?

Zwischenergebnisse und zentrale Anliegen des synodalen Prozesses

Papst Franziskus hatte Oktober 2021 die Diözesen weltweit aufgerufen, alle interessierten Menschen einzuladen um über ihre Beziehung zur Kirche ins Gespräch zu kommen. Bei der Bischofskonferenz in Maria Zell kamen die Bischöfe und Delegierten der Diözesen zur Diskussion der Ergebnisse dieser diözesanen Befragung zusammen. Die Impulse werden vom Redaktionsteam gebündelt und nach Rom geschickt. 

Rektorin Petra Steinmair Pösel  (KPH Edith Stein) ist Teil dieses Redaktionsteams und fasst im Interview mit der Kathpress die zentralen Anliegen zusammen. 

Ein Gewinn des Synodalen Prozesses für die Kirche sei allein schon die Methode des bewussten Hinhörens. Das wertschätzende Hinhören und aufeinander Hören einzuüben sei für die Kirche wie auch für die Gesellschaft in einer Zeit der Polarisierung und Spaltung besonders wichtig.

Wie die Theologin berichtete, sei das Thema Frauen und Geschlechtergerechtigkeit quer durch alle Zusammenschauen des bisherigen Synodalen Prozesses in Österreich präsent. "Hier gibt es eine ganz große Mehrheit bei den Gläubigen, die sich in diesem Bereich für weitere Schritte ausspricht." Dabei werde durchaus aber nochmals differenziert zwischen der Überzeugung, dass Frauen mehr Leitungsfunktionen einnehmen sollten und jener, dass ihnen auch die Weihe offenstehen sollte. Diese beiden Themen "fallen nicht immer zusammen, werden aber natürlich schon auch immer wieder verschränkt gesehen". Insgesamt sei das Thema Geschlechtergerechtigkeit bzw. die Sensibilität für die Vielfalt der Geschlechter und Lebenswirklichkeiten ein ganz großes Thema.

Dazu komme die große Frage: "Welche Bedeutung hat Kirche überhaupt noch in unseren westlichen, säkularisierten Gesellschaften? Wo kann Kirche glaubhaft auch die Stimme erheben?" Mit großer Dankbarkeit werde von den Menschen etwa der soziale und ökologischen Bereich genannt, wo sich die Kirche glaubwürdig einbringe, zum Teil auch in Fragen der Migration und Integration. "Und dann gibt es Bereiche, wo sich die meisten mehr Zurückhaltung wünschen, etwa im Bereich der Sexualmoral", so Steinmair-Pösel.

Aus den Beiträgen sei auch die Spannung herauszulesen, "dass es auf der einen Seite eine Aufbruchsstimmung gibt, auf der anderen Seite aber auch die Befürchtung, dass der Prozess wieder versandet". Steinmair-Pösel: "Wenn wir es schaffen, einen Prozess des aufeinander Hörens und des miteinander Gehens wirklich ernsthaft zu starten, dann ist damit ein großer Schritt gemacht. Denn dann werden die Barrieren, die sich über Jahren zwischen den Lagern aufgebaut haben, aufgebrochen." Das wäre ihre persönliche Hoffnung, so die Theologin.

Zur Frage, ob die Beteiligung am Synodalen Prozess bisher auch das ganze kirchliche Spektrum abdeckt, meinte sie, dass die Mehrheit der Eingaben von Menschen stammt, die sich Veränderungen wünschen. Es habe aber auch von der eher konservativen Seite Beteiligung gegeben. Die Synthesen bilde deshalb durchaus die kirchliche Realität in Österreich ab.

Das Redaktionsteam besteht aus zwei Frauen und zwei Männern. Neben Steinmair-Pösel sind dies noch Birgit Bahtic-Kunrath vom Internationalen Forschungszentrum (IFZ) in Salzburg, der Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstitutes, Walter Krieger, und der Europareferent im Generalsekretariat der Bischofskonferenz, Johannes Moravitz.

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