Festvortrag
Wie beweglich ist Tradition? Welche (kirchen-)politischen Auswirkungen haben unterschiedliche Traditionsbegriffe und ist das gesellschaftlich noch relevant? Welche Rolle spielt der jüdisch-christliche Dialog dabei?
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) veränderte die katholische Kirche ihre Haltung gegenüber der Gesellschaft und anderen Religionen maßgeblich. Besonders das Verhältnis zum Judentum, das jahrhundertelang durch einen theologisch begründeten Antijudaismus geprägt war, erfuhr durch die Erklärung Nostra aetate eine positive Wende und seitdem werden Abwertungen gegenüber anderen Religionen qua Lehrmeinung von der katholischen Kirche abgelehnt.
Trotzdem ist die Interpretation des Konzils umstritten. Immer wieder irritieren bewusst oder unbewusst eingesetzte Herabsetzungen gegenüber anderen Religionen den interreligiösen Dialog und auch das Gespräch mit dem Judentum. Was kann dabei helfen, untergründig wirksamen Antijudaismus aufzudecken? Wie kann zwischen unterschiedlichen Deutungen religiöser Tradition vermittelt werden?
Einen Beitrag dazu leistet eine kulturwissenschaftlich und theologisch reflektierte dialogsensible Deutung von Tradition. Diese ermöglicht neben neuen wissenschaftlichen Perspektiven auch konkrete Impulse für das eigene Engagement im interreligiösen Dialog, die Arbeit an der Universität, der Schule und in religiösen Gemeinschaften.
Der „Tag des Judentums“ wurde im Jahr 2000 vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich als Gedenktag im Kirchenjahr eingeführt: https://www.oekumene.at/oerkoenews/1831/kirchen-begehen-am-17.-jaenner-den-tag-des-judentums
Referentin: Dr. Elisabeth Höftberger, Fundamentaltheologin an der Paris Lodron Universität Salzburg. Ihre Dissertation erhielt die Auszeichnung des Bundespräsidenten sowie den Benedictus-Preis der Johannes Kepler Universität Linz und des Benediktinerstifts Lambach.