Roland Spiegel vom IRPB Feldkirch schreibt: "Seit vielen Jahren begleitet mich dieser Text des niederländischen Schriftstellers und Seelsorgers Joop Roeland. Wenn ich diese Zeilen am Morgen lese, bekommen die Dinge eine gute Ordnung und ein freundliches Licht leuchtet in den Tag."
Erster Schöpfungstag
„Wieder in eine Bäckerei hineingehen,
wieder riechen, wie Brot riecht.
Wieder hören auf das Rauschen des Regens in der Nacht.
Wieder wissen, wie das schmeckt:
ein Apfel, oder: Brombeeren frisch gepflückt.
Über einen Feldweg gehen,
wieder sehen wie das Korn reift.
Sehr früh durch die Straßen
der noch schlafenden Stadt gehen,
freundliches Licht breitet sich aus:
überall ist Anfang, ist: erster Schöpfungstag.
Die Ursprünglichkeit der Dinge wieder beachten.
Einer werden,
der behutsam ist;
einer der weiß, um die Verletzbarkeit des Lebens,
die Zerbrechlichkeit der Worte.
Ein Vergesslicher werden,
einer, der sich an den Spott von gestern
nicht mehr erinnern kann.
Einer werden,
der nicht vergessen kann,
nicht die Gebärde der Sanftmut,
nicht die Worte in Güte gesprochen.“
( … )
Aus: Joop Roeland, Die Stimme eines dünnen Schweigens