Edith Stein zum 80. Todestag: „Losing by Winning“

Ausstellung im Museum Stift Stams, Kurator Dr. Hubert Salden – 10. August – 11. Dezember 2022

Edith Stein – Philosophin und Mystikerin, Jüdin und Christin, Frauenrechtlerin, Ordensfrau und Heilige, Opfer der Shoah: Zum 80. Todestag der Namensgeberin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) thematisiert das Museum Stift Stams mit der Ausstellung zeitgenössischer Arbeiten „Losing by Winning“ Leben und Werk der Patronin Europas. Idee und Auftrag stammen nach der erfolgreich rezipierten Petrus Canisius-Ausstellung im Jahre 2021 wiederum vom Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler.
 
„Qualitätsvolle Kunst lockt aus der Reserve, provoziert und ruft in eine Verantwortung“, ist Bischof Glettler, dem ein offener kultureller Dialog immer ein Anliegen ist, überzeugt. Und er ergänzt: „Wer sich in unserer nervösen Zeit auf bewusstes Wahrnehmen einlässt, auf ein ernsthaftes Schauen und Betrachten, kommt auf die Spur des Glaubens.“ Für Bischof Glettler ist Edith Stein auch „eine Leitfigur der Versöhnung, weil sich in ihrer Biografie alle Herausforderungen und Bruchlinien des 20. Jahrhunderts spiegeln.“ Zeitgenössische Kunst kann einen Anstoß geben, „vertrautes Terrain zu verlassen, um für eine Begegnung mit dem tiefsten Geheimnis unseres Daseins offen zu sein“.
 
„Wir laden die TirolerInnen zu Führungen und Gesprächen nach Stift Stams ein“, so Hausherr Abt German Erd, „und klären gemeinsam, in welchem Zusammenhang das Neue mit dem Alten steht und welche neuen Gedankengänge und Blickwinkel uns daraus eröffnet werden können“. 

KPH-Rektorin Petra Steinmair-Pösel freut sich besonders, dass Studierende der KPH Edith Stein gemeinsam mit Professorin Maria Schuchter mit Fotoarbeiten und kurzen, reflektierenden Texten kreative Zugänge zu Biographie und Werk Edith Steins, insbesondere zu ihrer Phänomenologie erarbeitet haben, die zur Kunstausstellung hinführen: „Ich bin dankbar und auch ein wenig stolz, dass unsere Hochschule den Namen Edith Steins trägt“, meint Steinmair-Pösel, „denn sie war eine große, eine außergewöhnliche Frau: Jüdin, Atheistin, Christin; eine der ersten Frauen, die in Deutschland promoviert und für die Rechte der Frauen gekämpft hat; eine brillante Philosophin, der dennoch ein Lehrstuhl an einer Universität verwehrt blieb; eine vorausblickende Pädagogin, Lehrerin der Spiritualität und unermüdliche Wahrheitssucherin. Die vor 80 Jahren im KZ Auschwitz ermordete Edith Stein kann uns auch heute in vielem Impulsgeberin sein:  Als Ermutigung, gerade auch in Zeiten von Fake News nicht aufzuhören nach der Wahrheit, auch nach existentiell tragender Wahrheit zu suchen; als Einladung, Brücken zu bauen und das Verbindende zu stärken, um gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden und uns für den Frieden einzusetzen, in unserem persönlichen Umfeld, aber auch in Europa; als Auftrag, ein ganzheitliches, am Menschen orientiertes Bildungsverständnis zu vertreten und stark zu machen, denn: Das Wesentlichste für die Menschenbildung ist der Mensch, war die Pädagogin Edith Stein überzeugt.“

Gegenwartskunst re-agiert mit und auf Edith Stein
Für die Ausstellung im Museum Stift Stams hat Kurator Hubert Salden über 30 Positionen aus Galerien und Museen quer durch ganz Europa von Antwerpen über Berlin und Barcelona bis Wien zusammengestellt. Gustav Metzger, Luc Tuymans, Marcel Odenbach oder Louise Bourgeois sind ebenso in der Ausstellung vertreten wie die beiden aus Tirol stammenden Künstler Thomas Riess und Franz Wassermann. Die künstlerischen Arbeiten thematisieren, so Kurator Hubert Salden, soziale Aspekte der Gesellschaft heute und deren Entsprechung in der Lebenszeit von Edith Stein ebenso wie die Möglichkeiten des Bildnerischen als Ausdruck des Geistigen in einer pluralistischen, von Diversität geprägten Gesellschaft.
 
Auftrag Evangelisierung im Dialog mit Kunst
Dass die Kirche der dringenden Aufgabe der Evangelisierung gerade auch in einem ernsthaften Dialog mit zeitgenössischer Kunst nachgehen kann, davon sind Abt German und Bischof Hermann gleichermaßen überzeugt: „Als Kirche dürfen wir uns nicht aus der Gegenwart verabschieden und nur noch rückwärtsgewandt das überkommene Erbe betrachten. Die zeitgenössische Kunst ist Inspiration und Auftrag, mit dem kritischen Blick der Gegenwart eine authentische Vermittlung des christlichen Glaubens zu versuchen. Qualitätsvolle Kunst legt den Zweifel und die Hoffnungspotentiale heutiger Zeit frei. Kunst und Glaube stehen für eine uralte, nicht immer konfliktfreie, aber definitiv inspirierende Geschwisterlichkeit.“ 
 
Besonders junge Menschen sind eingeladen
Insbesondere im neuen Schuljahr hoffen die InitiatorInnen auf viele Lehrpersonen aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Religion und Bildnerische Erziehung, die mit ihren Schulklassen die Ausstellung besuchen und den Jugendlichen damit einen zeitgenössischen Zugang zu den Spannungsfeldern von Glaube und Wissen, Mystik und Weltverantwortung anbieten. Die Hinführung zu Leben und Werk von Edith Stein im Kreuzgang des Stiftes soll diese Auseinandersetzung mit Edith Stein erleichtern. Abt German und Rektorin Steinmair-Pösel erwähnen dankbar die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten – speziell Maria Schuchter, die mit den Studierenden die gestalterischen Elemente erarbeitet hat, Helmut Nindl für die grafische Aufbereitung und Günther Bader für die begleitenden Texte.
 
Eröffnung am Dienstag, 9. August 2022 
17 Uhr: Festgottesdienst in der Basilika
19 Uhr: feierliche Eröffnung der Ausstellung im Museum 
 
Öffnungszeiten 
Montag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertag von 13 bis 17 Uhr
Ab Oktober: Sonn- und Feiertag von 13 bis 17 Uhr
 
Fotos Presserundgang:
Downloadlink:
https://tiroler-cloud.info4u.at/index.php/s/TCxYUnOBEdHgz06 
Gruppenfoto (v. l. n. r.): Künstler Franz Wassermann, Bischof Hermann Glettler, Kurator Dr. Hubert Salden, Rektorin Petra Steinmair-Pösel, Abt German Erd, Günther Bader
Fotohinweis: Cincelli/dibk.at (Abdruck honorarfrei)

Die Werkliste der Ausstellung finden Sie hier.
 
Zusätzliche hochwertige Fotos von einigen Ausstellungsstücken werden auf Anfrage gerne honorarfrei zur Verfügung gestellt. 


Lebenslauf 
Edith Stein
Philosophin und Mystikerin, Jüdin, Atheistin und Christin, Pädagogin und Vorreiterin in Frauenfragen, Ordensfrau und Heilige, Opfer der Shoah, Mitpatronin Europas
 
Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren. Sie wuchs als jüngstes von elf Kindern jüdischer Eltern auf, mit 15 bezeichnete sie sich selbst als Atheistin. Sie studierte Psychologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte in Göttingen und Breslau. 1916 promovierte sie summa cum laude bei Edmund Husserl an der Universität in Freiburg. Sie wurde Assistentin des berühmten Philosophen; als Frau verwehrte man ihr aber die Habilitation. 
 
Edith Stein konvertierte, inspiriert durch das Lesen der Biografie der Theresa von Ávila, zum katholischen Glauben und wurde am 1. Januar 1922 getauft. Sie war ab 1923 als Lehrerin in Speyer tätig und setzte sich engagiert für Frauenrechte ein. Ab dem Frühjahr 1932 lehrte Edith Stein etwa ein Jahr als Dozentin für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Unter den Nationalsozialisten konnte sie diesen Beruf nicht mehr ausüben.  
 
Kloster, Verfolgung und Ermordung 
Sie trat im Oktober 1933 in Köln ins Kloster der Karmelitinnen ein und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce (vom Kreuz) an. Hier widmete sie sich wieder wissenschaftlicher Arbeiten. Ab 1933 versuchte sie wiederholt, Papst Pius XI. zu bewegen, gegen Antisemitismus und Pogrome der Nazis Stellung zu beziehen. 
 
Am 31. Dezember 1938 floh sie gemeinsam mit ihrer Schwester vor den Nationalsozialisten ins Kloster nach Echt in den Niederlanden. Sie wurden beide am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und kamen in das Konzentrationslager Auschwitz. Am 9. August 1942 wurde Edith Stein in der Gaskammer ermordet. 
 
Am 1. Mai 1987 sprach sie Papst Johannes Paul II. in Köln selig. Ihre Heiligsprechung erfolgte am 11. Oktober 1998 in Rom. Im Folgejahr erklärte sie Papst Johannes Paul II. zu einer der Schutzheiligen Europas. Ihr Gedenktag ist der 9. August. 



Weitere Informationen
Edith Stein Gesellschaft Österreich: http://www.edith-stein-gesellschaft.at/ 
Edith Stein Gesellschaft Deutschland: https://www.edith-stein.eu/